„Ohne Milch geht`s nicht“ -
Milchwirtschaftliche Jahrestagung 2023
Der Vorsitzende der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (Milag) Ökonomierat Michael Horper begrüßte zahlreiche Gäste aus den Reihen der Landwirtschaft, der Molkereien, der Politik, des Handels und der Verbraucherberatung auf der Milchwirtschaftlichen Jahrestagung am 04. November 2023 in Mörschbach im Hunsrück. „In der Milag sind alle relevanten Gruppen vertreten. Zusammen können wir eine Basis schaffen und Verständnis für unsere Belange wecken.“, so Horper zu Beginn der Veranstaltung. „In der Branche herrscht momentan eine starke Dynamik: Mit Digitalisierung und Automatisierung schaffen wir es mit den uns gegebenen Ressourcen besser klar zu kommen. Trotzdem wird es Zeit, dass sich die Märkte möglichst bald positiv entwickeln!“ Experten erwarten eine erste Trendwende und damit einen höheren Erzeugerpreis für Milch im Januar. Bei den momentan hohen Kosten und der Inflationsrate ist dies dringend notwendig.
Grußworte zur aktuellen Lage der Milchwirtschaft
Der stellvertretende Vorsitzende der Milag und Präsident des Bauernverbandes Saar Peter Hoffmann betrachtete die Situation der Landwirtschaft aus der Praxisperspektive: Die Neufassung des Tierschutzgesetzes, Änderungen für Schlachttiere sowie die Blauzungenkrankheit werden zukünftig für einen höheren organisatorischen Aufwand für landwirtschaftliche Betriebe sorgen: „Die lange versprochene Entbürokratisierung wird nicht funktionieren.“
Ökonomierat Eberhard Hartelt (Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd e.V.) stellte fest, dass die Landwirtschaft in vielen Bereichen veränderungsbereit sei: „Die Landwirtschaft macht ihr Menschen- und Tiermöglichstes, um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Doch Veränderungen sind in allen Bereichen notwendig. Transformation kann nur gelingen, wenn alle Gesellschaftsschichten daran arbeiten.“
Mathias Gaugler stellte sich als Milchreferent des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz vor: „Ich bin gekommen um zu bleiben!“, versicherte er den Anwesenden, die sich Kontinuität wünschen.
Alfred Hoffmann (Abteilungsleiter Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes) betonte die enge Zusammenarbeit auch auf politischer Ebene zwischen Rheinland-Pfalz und dem Saarland: „Im Sinne der Landwirtschaft sind wir im Saarland und in Rheinland-Pfalz auf einer Linie und stehen ständig hinter der heimischen Landwirtschaft!“ Zum Klimaschutzgesetz gab er zu bedenken, dass Probleme nicht einfach ins Ausland verlagert werden sollten.
Die 2. Milchkönigin Rheinland-Pfalz-Saar Klara Scholtes ließ ihr erstes Jahr als Milchkönigin noch einmal Revue passieren: „Es ist viel passiert in dieser Zeit!“ Sie berichtete von ihren zahlreichen Einsätzen auf Viehschauen, Hoffesten, Jubiläen, in Schulen und bei politischen Veranstaltungen.
Festvortrag „Folgen des Klimawandels - nachhaltige Konzepte für Ernährung und Landwirtschaft“
Annerose Lichtenstein (Leiterin des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) in der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung) betonte in ihrem Vortrag, dass der Klimawandel uns alle betrifft und wir alle auch damit umgehen müssen. 8,3% der deutschen Treibhausgasemission stammen aus der Landwirtschaft (v. a. D. Lachgas aus stickstoffhaltigem Dünger und Methan aus der Tierhaltung): „So lange wir essen und trinken wird es auch Emissionen geben, wenn wir uns nicht selbst wegreduzieren. Die Landwirtschaft in Deutschland wird sich allerdings verändern.“ Viele Institutionen haben dazu Ideen, es gibt aber keinen politischen Masterplan: „Dadurch besteht das Potential diese Veränderungen mitzugestalten.“ Im Anschluss entstand eine rege Diskussion über die Rolle von Grünland, die Flächennutzungsmöglichkeiten, den Einsatz von (fehlenden) Arbeitskräften und die Umsetzbarkeit der geforderten Maßnahmen.
Auszeichnungen für hervorragende Milchqualität
Nach einer Pandemie-bedingten 3-jährigen Pause wurden 2023 erstmals wieder landwirtschaftliche Milchkuhbetriebe aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland für die Anlieferung von Milch in hervorragender Qualität im Jahr 2022 ausgezeichnet. In Zusammenarbeit mit den Molkereien Arla Foods Deutschland GmbH und Hochwald Foods GmbH sowie dem Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar e.V. hat die Milag die Kriterien zur Auszeichnung überarbeitet und erweitert. Folgende Voraussetzungen mussten im Jahr 2022 von den Betrieben erfüllt sein, um in die engere Auswahl zu kommen:
- Teilnahme an der freiwilligen Milchleistungs- und Qualitätsprüfung
- komplette Hemmstoff-Freiheit der gelieferten Milch
- höchste Ansprüche an Milchqualität und Eutergesundheit der Tiere (spiegelt sich z.B. in Zellzahlen und Harnstoffgehalten der Milch wieder)
- leistungs- und tiergerechte Haltung und Fütterung mit besonderem Augenmerk auf langlebige und gesundheitlich stabile Tiere
- Produktion von Milch, die umweltgerecht und nachhaltig erzeugt wurde.
Nach vorher festgelegten Gewichtungsfaktoren ergab sich ein Gesamtindex und somit eine sachliche Reihenfolge: Die 10 besten Betriebe im rheinland-pfälzischen Einzugsgebiet der Arla und die 8 besten rheinland-pfälzischen sowie 2 besten saarländischen Betriebe der Hochwald erhielten die begehrte Auszeichnung.
Für Arla Foods Deutschland GmbH nahmen folgende Betriebe eine Auszeichnung entgegen:
- Johann Hoffmann aus Stockem (Kreis Bitburg-Prüm)
- Billen Landwirt. GmbH & Co. KG aus Kaschenbach (Kreis Bitburg-Prüm)
- Michael u. Volker Horper GbR aus Üttfeld (Kreis Bitburg-Prüm)
- Richard u. Tobias Meutes GbR aus Rommersheim (Kreis Bitburg-Prüm)
- Schreiber GbR aus Plascheid (Kreis Bitburg-Prüm)
- Thomas GbR aus Gillenfeld (Kreis Daun)
- Frank Marienfeld aus Heckenbach (Kreis Ahrweiler)
- Moelter GbR aus Sellerich (Kreis Bitburg-Prüm)
- Friedrich Foesges aus Meisburg (Kreis Daun)
- L. u. A. Pütz GbR aus Eilscheid (Kreis Bitburg-Prüm)
Für die Hochwald Foods GmbH wurden ebenfalls 10 Milchkuhbetriebe geehrt:
- Klaus Schares aus Wiersdorf (Kreis Bitburg-Prüm)
- Patrick Mohr aus Dörrmoschel (Donnersbergkreis)
- Dennis Müller aus Kescheid (Kreis Altenkirchen)
- Jegen GbR aus Steinborn (Kreis Bitburg-Prüm)
- Jochen Zeimentz aus Fließem (Kreis Bitburg-Prüm)
- Dirk Müller aus Reichenbach (Kreis Birkenfeld)
- Lothar Schneider aus Spessart (Kreis Ahrweiler)
- Lothar Raths aus Dorsel (Kreis Ahrweiler)
- Georg, Silke u. Christian Baltes GbR aus Namborn (Kreis Sankt Wendel)
- Schifferer u. Stephan GbR aus Blieskastel (Saar-Pfalz-Kreis)
Die Preise überreichten Mathias Gaugler und Alfred Hoffmann (stellvertretend für die Ministerien aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland), Ökonomierat Michael Horper (Milag-Vorsitzender), Martin Finken (für Arla), Georg Wilsmann (für Hochwald) sowie die 2. Milchkönigin Rheinland-Pfalz-Saar Klara Scholtes. Die ausgezeichneten Betriebe erhielten neben einer Urkunde und einem kleinen Präsent auch eine Stallplakette, die für Außenstehende sichtbar macht, dass auf diesen Höfen Qualitätsmilch produziert wird. Die ausgezeichneten Betriebe nahmen die Ehrungen als Wertschätzung wahr und freuten sich, dass ihre Arbeit auf diese Weise anerkannt wird. Die Stallplakette erhält meist einen prominenten Platz, damit sie auch von vielen Menschen gesehen wird.