„Über Märkte, Politik und Herausforderungen in der Milchwirtschaft“
– Stimmen aus der Milag-Mitgliederversammlung
Am vergangenen Samstag, dem 09.November 2024, hielt die Milchwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar (Milag) ihre jährliche Mitgliederversammlung ab. Dazu begrüßte Milag-Vorsitzender Ökonomierat Michael Horper 50 Vertreterinnen und Vertreter: „Nach den politischen Ereignissen der letzten Tage bin ich froh, dass die Milchwirtschaft ein gutes Beispiel dafür ist, dass eine Branche auch unabhängig von der Politik funktionieren kann.“ Ein Thema, dass sich durch die Veranstaltung zog, war die Blauzungenkrankheit. Dazu Horper: „Die Krankheit wird auch in den kommenden Jahren eine große Herausforderung bleiben. Zum einen fehlt die Liquidität auf den Betrieben, um Verluste auszugleichen, zum anderen muss die Psyche der Menschen wieder aufgerichtet werden, denn die Landwirtsfamilien leben mit, von und für die Tiere.“
Den diesjährigen Austragungsort – das food hotel und die food akademie in Neuwied - organisierte Jörg Müller. Die in Deutschland einmalige Bundesfachschule des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) besteht seit 90 Jahren und das food hotel ist ein einmaliges Supermarkt-Themenhotel. Die food akademie qualifiziert aktuell 1.500 Fach- und Führungskräfte für den Lebensmittelhandel. Zusätzlich dazu befindet sich ein „Supermarkt der Zukunft“ im Gebäude der food akademie, der zu Fortbildungszwecken genutzt wird. Die Milag-Mitglieder hatten die Möglichkeit, diesen bei einer Führung näher kennenzulernen. Müller betonte, dass von Seiten des LEH ein großes Interesse daran besteht, ein gerechtes und faires Miteinander zu kreieren: „Mein Respekt vor der Landwirtschaft hat sich in den 5 Jahren, die ich den Lebensmitteleinzelhandel im Milag-Vorstand vertrete, erheblich vergrößert. Für die Zukunft wünsche ich mir aber noch mehr Austausch, um das Verständnis untereinander zu stärken.“
Milchkönigin Klara richtete das letzte Grußwort ihrer Amtszeit an die Mitgliederversammlung, bevor sie am Abend ihre Krone an Anne Schmillen weiterreichte: „Sobald ich die Krone trug, kamen Menschen auf mich zu, die sonst wahrscheinlich nicht mit einer Landwirtin sprechen würden. Die Gespräche, die ich führen durfte, haben mir gezeigt, dass sowohl mein offenes Ohr und meine Antwort geschätzt werden, als auch mein Enthusiasmus und mein eigener Stil.“
Petra Dick-Walther, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Rheinland-Pfalz, thematisierte den Strukturwandel in der Milchwirtschaft. Kuhzahlen und Milchmengen nehmen ab, da sowohl bürokratische Hürden als auch ein Nachwuchsmangel die Branche vor Herausforderungen stellt: „Dabei ist die Milchwirtschaft ein wichtiges Thema: Sie schafft zahlreiche Arbeitsplätze, reagiert schnell auf Probleme und liefert hochwertige und sichere Produkte.“
Sebastian Thul, Staatssekretär für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz im Saarland, sprach sich für mehr Zusammenarbeit zwischen Bevölkerung und (saarländischer) Landwirtschaft aus: „Der vermeintliche Zielkonflikt zwischen Landwirtschaft und Naturschutz ist in Wahrheit keiner: Für den Erhalt der Biodiversität ist die Landwirtschaft unverzichtbar. Besonders die Bewirtschaftung des Grünlandes spielt eine zentrale Rolle – und diese gelingt nur mit Milchkühen.“
Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau MdL Marco Weber betonte, dass ein Bürokratie-Abbau vieles für die Landwirtschaft erleichtern würde. Die Futterqualitäten sind in diesem Jahr eine große Herausforderung und so hilft auch ein relativ guter Auszahlungspreis für die Milch nicht, um die Betriebe zu entlasten: „Man darf nicht vergessen, dass die landwirtschaftlichen Betriebe nicht ausschließlich Nahrungsmittelproduzenten sind. Die Aufgaben gehen viel weiter: Die Landwirtschaft füllt z.B. auch den ländlichen Raum mit kulturellem Leben.“
Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz Süd Ökonomierat Eberhardt Hartelt blickte zurück auf die Bauerndemos des Jahresbeginns, die zu einem großen Medienecho und viel Beifall aus dem Mittelstand führten. Für die Landwirtschaft änderte sich jedoch nicht viel. „Der Investitionsstau muss beseitigt werden. Das gesamtgesellschaftliche Ziel zu mehr Nachhaltigkeit muss finanzierbar sein. Die Landwirtschaft darf bei allen politischen Unruhen nicht vergessen werden!“.
Horper schloss die Veranstaltung mit den Worten: „Es bleibt auch in Zukunft wichtig, dass die Milch positiv in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Dafür sind wir bei der Milag mit einem neuen Team gut aufgestellt und fühlen uns durch Anregungen aus der Mitgliederversammlung für die kommende Zeit angespornt.“