„Milchwirtschaft im Fokus“

20 Lehrkräfte bilden sich zum Thema Milch in Schweich fort

Mareike Engel (ganz rechts) führt 20 lehrkräfte über den Milchviehbetrieb ihrer Familie.Die Milchwirtschaftliche Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz e.V. (Milag) lud am vergangenen Mittwoch Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit dem Dienstleistungs-zentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel zu einer Fragerunde mit Experten rund um aktuelle Themen der Milchwirtschaft ein. Am Nachmittag stand außerdem die Betriebsbesichtigung des Engelshofes in Hetzerath inklusive der Hofmolkerei auf dem Plan.  Das Thema fand großen Anklang: Insgesamt nahmen 20 Personen teil – weitere 8 standen auf der Warteliste.
Ralph Gockel (Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz) eröffnete die Diskussionsrunde mit Informationen über Klimaprobleme und –schutz in der Landwirtschaft: „Die Landwirte sind zugleich Betroffene, Teil des Problems, aber auch Teil der Lösung. Insgesamt liegt der Anteil der Landwirtschaft an der Emission von Klimagasen bei ca. 7%. In den vergangenen Jahren ist die Gesamtemission gesunken, aber es muss definitiv noch viel mehr passieren – und auch schneller als bisher.“
Kathrin Lorenz (Hochwald Foods GmbH) stellte das MilchPlus-Programm der Molkerei vor, welches sich mit Nachhaltigkeit in der Milchwirtschaft beschäftigt: „Diejenigen der Milchbauern, die an dem Programm teilnehmen, bekommen für die Umsetzung bestimmter Themen wie z.B. Tierwohl, Energieverbrauch und Öffentlichkeitsarbeit, Punkte und damit einen Zuschlag zum Milchpreis. Unser Hochwald-MilchPlus-Programm soll zusätzlich der Werbung in eigener Sache dienen. Es soll dem Verbraucher eine transparente und nachvollziehbare Milcherzeugung aufzeigen. Das Programm startete in diesem Jahr, die Teilnahme ist freiwillig. Trotzdem laufen schon ca. 75% der erfassten Milchmengen über MilchPlus.“
Irene Stalter-Hayer (Milchvieh Beratungsring Wittlich-Trier e.V.) sprach über die Wirtschaftlichkeit von Milchviehbetrieben. Im Rahmen ihrer Beratungstätigkeit kalkuliert sie für Betriebe die Kosten und den Gewinn in der Milchproduktion. Sie fließen in den „Rinderreport“ RLP und Saarland ein. „Die Ergebnisse zeigen, dass im Verlauf der Jahre 2007-2018 nur in 2 Jahren die Vollkosten gedeckt werden konnten, bei großen Unterschieden zwischen den Betrieben. So reicht die Spanne zwischen dem stärkeren und schwächeren Viertel bei dem vollkostendeckenden Verkaufsmilchpreis 2017-18 von 32-42 ct/kg Milch. Innerhalb der Vollkostenrechnung spielt der Ansatz für die familieneigenen Arbeitskräfte im Familienbetrieb eine große Rolle. Wir rechneten mit 17,50 € Bruttoarbeitslohn pro Stunde und einem Einsatz von 2.600 Stunden pro Familienarbeitskraft. In den Jahren, in denen keine Vollkostendeckung erreicht wurde, konnte dieser Anspruch nicht erfüllt werden.“
Abschließend berichtet Yvonne Riede (Milag) über aktuelle Ernährungsformen und die geschichtliche Entwicklung des Milchverzehrs in Deutschland.
Am Nachmittag besichtigte die Gruppe den Engelshof in Hetzerath. Mareike Engel führte über den Milchviehbetrieb und zeigte, dass „auch auf einem konventionellen Betrieb das Tierwohl berücksichtigt wird“ (Zitat einer Lehrkraft). Das erklärte Ziel der gelernten Agraringenieurin: „Ich möchte, dass die Kühe möglichst lange bei uns bleiben. Eine Kuh wird 2 Jahre aufgezogen – mit allen dazugehörigen Kosten - bevor Sie Milch geben kann. Wenn ich dann nur 2-3 Jahre Geld mit der Milch verdienen kann, macht das überhaupt gar keinen Sinn. Außerdem sind alte Kühe toll!“ Anschließend wartete schon David Engel an der Hofmolkerei darauf, den Teilnehmenden mehr über die Entstehung, die Hürden auf dem Weg zur Direktvermarktung und die Vorgehensweise bei Herstellung und Abfüllung der Milch und des Joghurts, zu erzählen. Die Lehrkräfte waren begeistert über die Leidenschaft, das Engagement und die Umsetzungsfähigkeit der Familie und planen deshalb, den Betrieb erneut mit ihrer Klasse zu besichtigen.