„Schwierige Zeiten für Milcherzeuger"

– Landeskontrollverband Rheinland-Pfalz-Saar ist gerüstet für eine ungewisse Zukunft“

Am Donnerstag, dem 02. Juni 2022, trafen sich die gewählten Vertreter*innen und Ehrengäste des Landeskontrollverbandes Rheinland-Pfalz-Saar e.V. (LKV) in der Hunsrückhalle in Simmern für ihre jährliche Vertreterversammlung.

Manfred Zelder (LKV-Vorsitzender) stellte in der Begrüßung schon fest, dass die Zeiten schwierig für Landwirte sind: „Durch Flut, Pandemie und Krieg entstanden ganz neue Sorgen, gerade auch für uns Milcherzeuger. Die Preiserhöhungen für Futtermittel, Dünger und Strom treffen uns hart, zeitgleich ist die von der Bundesregierung gewünschte Ökologisierung der Landwirtschaft mit Auflagen verbunden, die an der Realität vorbei gehen und den deutschen Landwirten im weltweiten Vergleich Wettbewerbsnachteile bringen.“ Klima- und Naturschutz werden bei den deutschen Milcherzeugern ernst genommen. So produziert eine Milchkuh in Deutschland nur eine äußerst geringe Menge Methan von ca. 1 kg je Liter Milch – im weltweiten Vergleich sei dies ein absoluter Spitzenwert. In Brasilien beispielsweise stößt eine Milchkuh viermal so viel des klimaschädigenden Gases aus. Außerdem besteht nach Ansicht des LKV-Vorsitzenden keine Nahrungskonkurrenz zwischen Kühen und Menschen – die vielzitierte Kontroverse um „Teller oder Trog“ findet bei den Wiederkäuern, die ganz überwiegend vom Menschen nicht verdaubare Pflanzen fressen, keine Anwendung.“

Sebastian Thul (Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima, Mobilität, Agrar und Verbraucherschutz des Saarlandes) sieht den LKV länderübergreifend als verlässlichen Partner an, um die zukünftigen Herausforderungen zu meistern: „Die Ernährung der Welt muss sichergestellt werden. Dabei sind die Landwirte auch beim Klimaschutz Teil der Lösung, nicht des Problems. Die Landwirtschaft geht sorgsam mit Böden, Vieh und Natur um und hat den Begriff Nachhaltigkeit quasi erfunden“. Nach Ansicht des Staatssekretärs müssen Landwirte von ihrer Arbeit leben können. Ebenso ist es seine Überzeugung, dass die Landwirtschaft mit der Erzeugung von Grundnahrungsmitteln in Deutschland gehalten werden muss. „Es ist niemanden – auch nicht der Natur oder dem Tierwohl – geholfen, wenn die Betriebe schließen und die Milch importiert werden muss.“

Johannes Blang (Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz) betonte, dass es an Herausforderungen nicht mangelt. „Bisher hat sich die Branche jedoch resilient gezeigt, keine Engpässe entstehen lassen und für Ernährungssicherheit gesorgt“. Der LKV setzt Impulse und Initiativen mit vielen Leistungen und ist bereit die Arbeit am Puls der Zeit auszurichten, um den zukünftigen Problemen zu begegnen.

Michael Horper (Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau und Vorsitzender der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz-Saar e.V.) nutzte die Chance, um den Molkereien zu danken: „Arla hat gerade einen Milchtrockenturm eingeweiht, in dem hochwertige Produkte für den weltweiten Export produziert werden. Hochwald zieht demnächst mit einem neuen Werk in Mechernich nach.“ Die Globalisierung steht zwar immer in der Kritik, ist aber nicht aufzuhalten. Politik, Gesellschaft und Medien müssen sich für die Ernährungssicherung hinter die Landwirtschaft stellen, um mit Optimismus in die Zukunft zu blicken.

Hergen Rowehl (LKV-Geschäftsführer) zeigte, dass die geänderten Strukturen der Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz und dem Saarland auch deutliche Auswirkungen auf die Arbeit und Mitgliedsstrukturen des LKV haben. Seit 1984 sind 2/3 der Milchviehbetriebe verschwunden. Alleine in den letzten 9 Jahren war in Rheinland-Pfalz und Saarland ein Rückgang um 37% der Betriebe und 15% der Kühe festzustellen. Zwangsläufig ist auch die durchschnittliche Herdengröße angestiegen. Entgegen der landläufigen Meinung zeigen Auswertungen der seit vielen Jahren erhobenen Daten eindeutig, dass trotz zunehmender Lebensleistungen der Milchkühe auch deren Nutzungsdauer ansteigt. Rowehl wies darauf hin, dass diese Daten ausschließlich beim LKV gesammelt würden. Dadurch könnten jederzeit Entwicklungen und Trends festgestellt werden.

Neu für die LKV-Mitglieder ist die Auswertung von Tierwohl-Indikatoren nach einem bundesweit abgestimmten Erfassungssystem. Der LKV unterstützt die Tierhalter damit noch besser, das Wohlbefinden der Tiere zu beobachten und gleichzeitig die gesetzlichen Verpflichtungen auf einfache Weise zu erfüllen. Erstmalig werden diese Daten in Kürze in Form eines bundesweiten Tierwohl-Monitorings veröffentlicht. 

Über neuartige Analysen- und Auswertungsmethoden für die monatliche Milchkontrolle berichteten Dr. Laura Monica Dale (LKV Baden-Württemberg) und Stefan Jackenkroll (LKV Nordrhein-Westfahlen). Mit diesen neuen Untersuchungsverfahren für die Milch können dem Landwirt zukünftig noch genauere Gesundheitsinformationen für das Einzeltier geliefert werden. Damit zeigten sie, dass die Milchkontrolle immer auf neueste wissenschaftliche Erkenntnisse setzt.

Landwirt Hans-Christoph Gill berichtete aus der Arbeitsgruppe „Weiterentwicklung des LKVs“. Betriebsleiter*innen aus ganz Rheinland-Pfalz mit unterschiedlichen Strukturen und Kuhzahlen von 60-400 Tieren trafen sich im Frühjahr auf Einladung des LKV erstmalig, um dem LKV Verbesserungsvorschläge für die Zukunft mitzugeben. „Wir Landwirte arbeiten überwiegend im Stall und auf den Feldern und sind deshalb für jegliche Unterstützung bei der Datenaufbereitung und -darstellung dankbar. Beispielhaft nannte er eine vereinfachte Darstellung von Problemtieren im Monatsbericht, die Möglichkeit Daten des LKVs direkt an die Molkereien weiterzugeben oder auch ein Tool, mit dem Auswertungen zur Ökonomie eines Tieres möglich sind.

Michael Schreiner (stellvertretender LKV-Vorsitzender) dankte zum Abschluss allen Mitarbeitenden des LKVs, insbesondere den Milchkontrolleuren, die das Gesicht des LKVs nach außen sind. Der LKV betreibt aktiven Verbraucherschutz mit den Dienstleistungen rund um die Milch: „Die Richtung der Milchviehhaltung ist deutlich. Wir müssen weiterhin Effizienz und Arbeitsabläufe verbessern, um dem Strukturwandel mit weniger Betrieben und Kühen gerecht zu werden. Da sind wir aber schon auf dem richtigen Weg.“