Milchwirtschaftliche Jahrestagung 2015

Gleichbleibend hohe Produktqualität trotz volatiler Märkte

Michael Horper, Vorsitzender der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz e.V. (Milag), begrüßte über 250 Gäste zur diesjährigen Milchwirtschaftlichen Jahrestagung am 21. November 2015 in der Europahalle in Trier. Die hohe Teilnehmerzahl spricht für die außergewöhnliche Relevanz der diesjährigen Tagung und einem starkem Interesse an aktuellen Informationen, Aussichten und der Meinungslage auf Seiten der Landwirte und der Molkereien im Südwesten des Landes. Ausrichtende Organisationen waren neben der Milag, die Landesvereinigung der Milchwirtschaft (LV Milch) des Saarlandes e.V. sowie der Fachverband Westdeutscher Milchwirtschaftler e.V. (Gruppe Rheinland-Pfalz und Gruppe Saarland).

Grußworte – Keine Rückkehr zur Quote, sondern gemeinsam in die Zukunft blicken

Michael Horper (Milag, Rheinland-Pfalz) und Klaus Fontaine (Bauernverband Saar e.V.) stellten fest, dass bei der momentanen politischen Lage und einer übersättigten Gesellschaft die Landwirte auf sich selbst gestellt sind. Das Ziel bleibt - trotz volatiler Märkte - möglichst viele Betriebe zu halten, aber auch keine leeren Versprechungen zu machen. Eine Rückkehr zur Quote ist nicht möglich, da sich in einer globalen Welt die Märkte nicht regulieren lassen. Es ist Zeit, keine Gedanken mehr an die Vergangenheit zu verschwenden, sondern nach vorne zu schauen. Alle Akteure der Milchwirtschaft müssen gemeinsam die Herausforderungen meistern.
Katharina Gaugler (Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Mainz) stimmte den Vorrednern zu, dass 2015 ein extrem schwieriges Jahr für die Milchwirtschaft war und noch ist. Für viele Landwirte ist die Lage existenzbedrohend. Bei einem Auszahlungspreis, der pro Liter Milch im Durchschnitt 10 Cent niedriger lag als in den beiden Vorjahren, betrugen die Unterdeckungskosten 40%, wodurch die aktuelle Lage als kritisch einzustufen ist. Die Landesregierung steht hinter den Milchbauern, allerdings gibt es kein „Zurück“ zu der Quote. Überschüsse entstehen zu lassen ist keine Lösung. Die Regierung hilft auf andere Weise (z.B. mit Hilfe eines „runden Tisches“ oder einer Stärkung der Erzeuger). Fazit: Der Milchmarkt wird niemals frei von Schwankungen sein. Ziel muss es sein, gemeinsam und solidarisch in die Zukunft zu gehen, denn die Stärken der Milchwirtschaft in Rheinland-Pfalz und dem Saarland (z.B. gut ausgebildete, kreative Betriebsleiter, Standort-, Klima- und Energievorteile, große Absatzgebiete direkt vor der Haustür) überwiegen den Schwächen.

Festvortrag „Vom Milchbauern zum Sündenbock – Warum verstehen die Verbraucher unsere Welt nicht mehr?“

Armin Huttenlocher (RES Public Affairs. Corporate Affairs. GmbH, Berater für Öffentlichkeitsarbeit und Journalist) betonte in seinem Festvortrag, dass die Milchwirtschaft allen Grund dazu hat, stolz und selbstbewusst zu sein. Den Bürgern ist bewusst, wie wichtig die Land- und Milchwirtschaft ist. Dies wurde in einer Umfrage deutlich, in der 74% der Befragten die Landwirtschaft in Deutschland für wichtiger oder sogar viel wichtiger als andere Wirtschaftszweige halten; 86% halten die Milchwirtschaft für mindestens so wichtig wie andere Wirtschaftszweige (gut 2/3  halten sie sogar für einen der wichtigsten Wirtschaftszweige). Demgegenüber stehen jedoch 65%, die vor fünf oder mehr Jahren zuletzt auf einem Bauernhof waren. Daraus folgt, dass Menschen in der Regel keine Ahnung von Tierhaltung haben. Sie schließen sich in einer Welt der grenzenlosen Kommunikation Leuten an, die einleuchtend ihre Sprache sprechen. Wichtige Themen der Land- und Milchwirtschaft müssen also auch von denen nach vorne getragen werden, die in diesen Wirtschaftszweigen arbeiten. Dabei steht die Glaubwürdigkeit an erster Stelle. In den vergangenen Monaten hat die Milchwirtschaft selbst die Krise, die in erster Linie eine Kommunikationskrise ist, durch vorgetäuschten Optimismus und dem Verlernen des Dialogs heraufbeschworen. Alle Akteure der Milchwirtschaft müssen sich aufraffen, neue Wege zu gehen. Den Kopf einziehen und alles schön reden hilft Niemanden, aber mehr Selbstbewusstsein, Nonchalance und Stolz wären ein erster Schritt.

Ehrungen – Erzeugerpreise für hervorragende Milchqualität

Milch ist neben Trinkwasser das am Besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Das spiegelt sich selbstverständlich auch in der Rohmilchqualität wieder. Seit 10 Jahren zeichnet die Milag aus diesem Grund rheinland-pfälzische Betriebe aus; die Landesvereinigung Milch des Saarlandes zog wenig später nach. Insgesamt 10 Landwirte aus dem rheinland-pfälzischen Einzugsgebiet der Arla Foods Deutschland GmbH und 10 Landwirte aus dem rheinland-pfälzischen und saarländischen Einzugsgebiet der Hochwald Foods GmbH erhielten Preise für hervorragende Milchqualität.

 

 

 

 

Von der Arla Foods Deutschland GmbH, Pronsfeld, wurden geehrt:

 

 

Ralf Ademes aus Arzfeld (Kreis Bitburg-Prüm)
Franz Dimmer aus Oberlascheid (Kreis Bitburg-Prüm)
Karl Mertens aus Auw (Kreis Bitburg-Prüm)
Heiko Marx aus Winterspelt-Urb (Kreis Bitburg-Prüm)
Markus Krämer aus Reuth (Kreis Daun)
Albert und Christoph Thiex aus Strickscheid (Kreis Bitburg-Prüm)
Rainer Wonner aus Arzfeld (Kreis Bitburg-Prüm)
Feinen GbR aus Rommersheim (Kreis Bitburg-Prüm)
Berno Valentin aus Baustert (Kreis Bitburg-Prüm)
Jürgen Hermes aus Nusbaum-Freilingen (Kreis Bitburg-Prüm)

Leider konnten an der Veranstaltung nicht teilnehmen: Heiko Marx aus Winterspelt-Urb sowie Berno Valentin aus Baustert.

 

 

 

 

Von der Hochwald Milch eG, Thalfang, wurden geehrt:

 

 

 

Wolf GbR aus Dietrichingen (Kreis Südwestpfalz)
Axel Schneider aus Wiesweiler (Kreis Kusel)
Christian und Joachim Engel GbR aus Mörscheid (Kreis Birkenfeld)
Elmar Scheuer aus Merzkirchen-Rommelfangen (Kreis Trier-Saarburg)
Clemens Bisenius aus Ralingen-Olk (Kreis Trier-Saarburg)
Hubert und Peter Berens GbR aus Seinsfeld (Kreis Bitburg-Prüm)
Hans-Ulrich Strecker aus Neuwied (Kreis Neuwied)
Jörg Dünschmann aus Maxsain (Westerwald-Kreis)
Bernd Ehl aus Lebach-Niedersaubach (Kreis Saarlouis)
Georg Ostermann aus Schwarzenbach (Kreis St. Wendel)

Leider konnten an der Veranstaltung nicht teilnehmen: Christian und Joachim Engel GbR sowie Jörg Dünschmann aus Maxsain.

Katharina Gaugler (MULEWF) überreichte gemeinsam mit der 3. Rheinland-Pfälzischen Milchkönigin Carina Hirschen Ehrenbriefe und Essensgutscheine sowie Plaketten für die Stalltür, die auch Verbrauchern anzeigen, dass an dieser Stelle Qualitätsmilch produziert wird. Michael Horper (Milag) stellte klar, dass es eine Besonderheit ist, zu den besten Milcherzeugern zu gehören, wenn die Milcherzeugung an sich schon auf so hohem Niveau stattfindet.

Weitere Auszeichnungen für Molkereifachleute und Molkereien

Molkereifachleute in den Bereichen Produktion, Be- und Verarbeitung, Verpackung, Abfüllung und im Labor sorgen dafür, dass aus der Rohmilch hochwertige Milchprodukte entstehen. Deshalb erhielten 17 Mitarbeiter*innen der Molkereien Arla und Hochwald Auszeichnungen für die Herstellung von Qualitätserzeugnissen. Auf Grundlage der Arbeit aller an der Milchproduktion beteiligten Personen erhielten Arla Foods Deutschland GmbH und Hochwald Foods GmbH wiederholt von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz Kammerpreismünzen in Gold für sehr gute Leistungen bei der Sicherung der Qualität der Anlieferungsmilch. Überreicht wurde diese Auszeichnung von Heribert Metternich (Vizepräsident der Landwirtschaftskammer) an die ehrenamtlichen Vertreter der Molkereien Manfred Graff (Arla) und Servatius Bürger (Hochwald). Außerdem wurden insgesamt 99 Produkte bei den überregional stattfindenden DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft)-Qualitätswettbewerben getestet und in den Kategorien Milch und Milchmischgetränke, Saure Milcherzeugnisse und Desserts, Sahne, Schlag- und Sprühsahne, Butter und Butterzubereitungen sowie Sauermilcherzeugnisse ausgezeichnet. Es erhielten 93% einen Goldenen, 6% einen Silbernen und 1% einen Bronzenen Preis. Rheinland-Pfalz lag damit an 1. Stelle bei den Goldenen Preisen unter den Flächenländern im Bundesgebiet. Die Auszeichnungen überreichte Dr. Norbert Wirtz (DLG-Landesbevollmächtigter) an die Werksleiter Jürgen Wolf (Arla, Pronsfeld), Markus Kerpen (Hochwald, Kaiserslautern) sowie Hermann Schares (Hochwald, Thalfang).

Stimmen der Veranstaltung - Ausblick auf 2016

Alle Anwesenden waren sich einig, dass gerade schwere Zeiten für die Landwirtschaft herrschen. Norbert Schindler (Präsident Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz) und Eberhardt Hartelt (Präsident Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd) stimmten überein, dass momentan insgesamt schlechte Märkte für Agrarprodukte bestehen. Carina Hirschen, 3. Rheinland-Pfälzische Milchkönigin, hofft auf einen Aufwärtstrend: „Bald ist das Jahr nun zu Ende und ich hoffe, dass es 2016 wieder besser wird. Es kann ja nicht immer nur bergab gehen.“ Dazu Thorsten Wehner, SPD-Landtagsabgeordneter, am Rande der Veranstaltung über volatile Märkte: „Nur eines ist sicher: Es bleibt unsicher.“