„Alles hat seine Zeit – und für mich ist es an der Zeit meine Krone im November weiterzugeben.“

Carina Hirschen spricht über ihre Zeit als Milchhoheit

Steven Schröder / Landjugend Rheinland-NassauSie trat mit dem Ziel an, das Amt der rheinland-pfälzischen Milchkönigin bekannter zu machen. Wie ihr das gelungen ist und über die Höhen und Tiefen ihrer Amtszeit berichtet Carina Hirschen im Interview mit der Milchwirtschaftlichen Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz e.V. (kurz: Milag). Die 26-jährige Studentin der Agrarwirtschaft arbeitet seit Ende 2014 ehrenamtlich als Milchkönigin für die Milag. Im November 2017 reicht sie ihre Krone weiter. 

Sie haben sich vor etwa 3 Jahren als Milchkönigin beworben, bevor die offizielle Ausschreibung überhaupt begonnen hat. Wie kam es dazu?
Ich habe zu der Zeit eine Lehre zur Landwirtin gemacht und war mit meiner Ausbilderfamilie in Gießen auf dem Rindergesundheitstag. Dort lag ein Flyer aus, in dem zur Wahl der hessischen Milchkönigin aufgerufen wurde. Daraufhin habe ich daheim nachgeschaut, ob es so etwas auch in Rheinland-Pfalz gibt. Ich hatte Glück – die Neuwahlen standen an.

Und welche Ziele hatten Sie? Wie waren ihre Erwartungen?
Jeder sieht Rheinland-Pfalz immer als das Weinland schlechthin an, dabei wird häufig vergessen, dass unser Bundesland sehr unterschiedliche Regionen hat und ganze Gebiete von der Milch leben und nicht vom Wein. Ich wollte das Amt einfach noch bekannter machen. Die Verbraucher sollen die hier produzierte Milch mehr wertschätzen. Meine Vorgängerinnen haben da schon gute Arbeit geleistet – Jutta (die 1. Rheinland-Pfälzische Milchkönigin) war viel im Norden unterwegs, Vera (die 2. Rheinland-Pfälzische Milchkönigin) im Süden, ich habe jetzt noch die Mitte von Rheinland-Pfalz abgedeckt. Mittlerweile nimmt uns auch die Politik besser wahr.

Wieso ist Ihnen das so wichtig?
Ganz einfach: Ich finde, dass die Milch in unserer Ernährung sehr wichtig ist und ihr als Grundnahrungsmittel mehr Aufmerksamkeit gebührt. Denn trotz öffentlicher Kritik machen unsere Landwirte einen sehr guten Job. Als Milchkönigin kann ich beispielsweise bei Milchaktionstagen, die besonders bei Kindern sehr gut ankommen, einen Beitrag leisten. Außerdem möchte ich die Akzeptanz und den Stellenwert von Milchprodukten verbessern und das geht nur, wenn sich die Leute an mich und das, was ich zu sagen habe, erinnern.

Durch den schlechten Milchpreis im eigentlichen Wahljahr 2016 durften Sie ein Jahr länger im Amt bleiben. Wie war das für Sie?
Ich habe mich natürlich gefreut, dass ich verlängern durfte! Auf der anderen Seite hätte ich mir gewünscht, dass es aus einem anderen Grund ist. Der schlechte Milchpreis war schlimm für unsere Landwirte. Ich wurde häufig angesprochen, ob ich die Situation nicht irgendwie verbessern kann. Das konnte ich leider nicht; dafür ist das Amt auch gar nicht ausgelegt. Deshalb habe ich mich bemüht, trotz aller schlechten Prognosen und beschwerlichen Zeiten positiv zu bleiben, obwohl es mich manchmal schon sprachlos gemacht hat.

Und das passiert ihnen sicherlich selten. Immerhin ist das ja ein großer Teil ihrer Arbeit als Milchkönigin.
(lacht) Reden ist normalerweise das kleinste Problem!

Die Arbeit an sich hat Ihnen aber gut gefallen, oder? Hatten Sie Lieblingsveranstaltungen?
Das Beste an den Veranstaltungen sind die Menschen, die man trifft, und die Kontakte, die man knüpft. Deshalb kann ich jetzt auch keine einzelnen Veranstaltungen besonders hervorheben. Am Anfang habe ich noch wenige Leute gekannt, auch mal Namen und Gesichter durcheinander gebracht, aber mittlerweile ist es so, als ich hätte ich eine ganz eigene, kleine „Milchfamilie“ dazugewonnen. Aus diesem Grund mag ich die Veranstaltungen innerhalb von Rheinland-Pfalz auch so gerne. Klar, die Grüne Woche in Berlin ist auch schon ein Erlebnis. Im 1. Jahr war ich da sehr beeindruckt, alleine schon wegen der Größe. Aber letztendlich begeistere ich mich mehr für Termine aus meiner Heimat. Die Atmosphäre in Rheinland-Pfalz ist immer etwas ganz Besonderes. 

Können Sie ihre Amtszeit in einem Wort zusammenfassen?
Vielseitig! Anfangs war es besonders aufregend. Immer spannend, abwechslungsreich und fröhlich. Vielleicht ist „bunt“ ein gutes Wort. Das ist echt eine schwere Frage, weil es eigentlich immer anders war.

Im November findet ja die Wahl ihrer Nachfolgerin statt. Was sollten Bewerberinnen ihrer Meinung nach mitbringen?
Sie sollten vor allen Dingen hinter dem Amt stehen, d.h., ein großes Interesse an der Milchbranche als solche mitbringen. Außerdem sollten sie keine Scheu davor haben offen auf Menschen zuzugehen. Das reicht meiner Meinung nach aus – der Rest kommt ganz von alleine!

Haben Sie spezielle Tipps?
Spezielle Tipps für die Wahl habe ich eigentlich nicht. Es ist sowieso anders, wie man es sich vorgestellt hatte. Wichtig finde ich allerdings, dass man den Rückhalt von Freunden und der Familie hat. Menschen, die einen unterstützen und sich Zeit nehmen sind unentbehrlich, wenn man anfängt nervös zu werden – z.B. damals bei der Kleiderauswahl zur Wahl. Das war schon etwas komplizierter! (lacht).
Für die Amtszeit dann später: Anfangs ist es ungewohnt im Mittelpunkt zu stehen, ich wusste auch nicht richtig, wie so ein Grußwort aufgebaut wird. Aber das kommt mit der Zeit, man gewöhnt sich schnell daran.

Wie geht es bei Ihnen jetzt weiter?
Mit dem Studium bin ich hoffentlich in 2 Jahren fertig. Danach möchte ich mit Tieren arbeiten, perfekt wäre natürlich die Milchviehhaltung. Aber ich habe auch gelernt, dass es häufig anders kommt, als ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte. Ich hätte schließlich auch nie gedacht, dass ich mal Milchkönigin sein werde – und diese Zeit und vor allem die Begegnungen möchte ich nicht missen!


Am 25. November 2017 wählt eine Jury im Auftrag der Milag die 4. Rheinland-Pfälzische Milchkönigin. Bewerberinnen dürfen bis zum 01. August 2017 ihre Unterlagen einreichen. Weitere Informationen unter: www.milag.net/milchkoenigingesucht.htm  oder unter 0671/8860250.